Jens Teutrine, Mitglied im Bundestag (FDP) und Sohn einer Reinigungskraft, über berufliche Bildung, attraktive Ausbildung und Kritik am Bildungsföderalismus

Nach zweieinhalb Jahren pandemiebedingter „Abstinenz“ war es am jüngsten Wochenende für den Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) erstmals wieder möglich, Deutschlands beschäftigungsstärkstes Gewerk auf einem politischen Parteitag zu präsentieren, in diesem Fall auf dem zweitägigen FDP-Bundesparteitag. Vor Ort ist auch die 15. Episode des BIV-Podcasts „Glanzstück“ entstanden: im Gespräch Jens Teutrine aus Nordrhein-Westfalen. Der 28-jährige, der 2020/1 Vorsitzender der „Jungen Liberalen“ war und heute Mitglied im FDP-Bundesvorstand ist, ist seit dieser Legislaturperiode erstmals Mitglied im Deutschen Bundestag. Biografisch interessant: Teutrines familiäres Umfeld, so sagt er selbst im Podcast, kommt aus dem „Arbeitermilieu“. Seine alleinerziehende Mutter arbeitet im Bereich der haushaltsnahen Dienstleitungen. Er selbst ist das erste Familienmitglied mit Abitur und akademischer Laufbahn.

„Wenn wir über Aufstieg reden, dann haben wir einen Drang zur Akademisierung“, beklagt Teutrine. Er macht sich stark für die Gleichbehandlung von beruflicher und akademischer Bildung. Zum einen aus Wertschätzung gegenüber allen Lebensläufen, zum anderen vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels. Analog zu den Universitäten wünscht er sich die Förderung von Leuchtturmprojekten, mehr Investitionen und eine Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung.

Aber auch Ausbildung müsse mit der Zeit gehen, um junge Menschen anzuziehen. Im Gegensatz zum Studium gebe es zum Beispiel weniger zeitliche Flexibilität. „Wir müssen auch über Work-Life-Balance im Bereich Ausbildung sprechen, beispielweise dass man vielleicht auch mal während der Ausbildung drei Monate etwas im Ausland macht – das sind Ideen, wo man rangehen muss.“

Nicht zuletzt ist Teutrine ein Kritiker des Bildungsföderalismus. Dieser führe seiner Ansicht nach nicht zu mehr Wettbewerb und damit zu besseren Ergebnissen, wie oft behauptet werde: „Ich möchte mehr Vergleichbarkeit, mehr Investitionen auf Bundesebene, weil nicht die Postleitzahlen über Chancen im Leben entscheiden sollen, sondern Talent, Fleiß und andere Faktoren.“

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„Glanzstück“ gibt es auf allen gängigen Plattformen zu hören sowie kostenfrei im Web-Player des BIV: https://www.die-gebaeudedienstleister.de/service/presse-kommunikation/podcast-glanzstueck/podcast-folgen-2022